Hochwasserschutz Kulmbach
Um das Stadtgebiet Kulmbach vor Hochwasser zu schützen, wurde bereits in den 1930-iger Jahren eine Flutmulde für den Weißen Main errichtet. Das Schwimmbadwehr sorgt dafür, dass nicht mehr als 5 m3/s im Mühlkanal abfließen, der die Innenstadt durchquert.
Die Flutmulde war nach heutigen Kriterien jedoch nicht mehr für die schadlose Hochwasserableitung geeignet. Dies ist beim Hochwasser 2006 deutlich geworden. Insbesondere waren Standfestigkeit der Deiche und deren Höhe nicht ausreichend. Außerdem reichte das Abflussprofil stellenweise nicht aus und das einförmige, geradlinige Profil des Flutkanals war verbesserungsbedürftig.
Der Weiße Main gehört zu den Gewässern I. Ordnung, für die der Freistaat die Bau- und Unterhaltungslast trägt. Die Planung wurde deshalb vom Wasserwirtschaftsamt Hof im Jahr 2009 begonnen. Der Freistaat Bayern sowie die Europäische Union und die Stadt Kulmbach sind an der Finanzierung des Projektes beteiligt.
Die Nachrüstung und Verbesserung des Hochwasserschutzes am Weißen Main erfolgt in mehreren Abschnitten.
Bausteine des Hochwasserschutzes Kulmbach
Hochwasserschutz Stadtteil Blaich
Die Hochwasserschutzmaßnahmen erstrecken sich auf einer Gesamtlänge von 1,55 km zwischen der Brücke B 85 und der Berliner Brücke. Außerdem wird zufließendes Hangwasser in einen Abfanggraben geleitet, durch das sonst der Stadtteil Blaich gefährdet wäre.
Hochwasserschutz
40 Hektar Siedlungs- und Verkehrsflächen im Kulmbacher Stadtbereich sind nun vor Hochwasserereignissen bis zu hundertjährlicher Wiederkehrswahrscheinlichkeit geschützt. Diese sind durch einen Abfluss von 265 m3/s gekennzeichnet.
Sozialfunktion
Die umgestaltete Flutmulde wurde naturnah gestaltet und ist nun für Fußgänger und Radfahrer erlebbar. Zwei Holzbrücken ermöglichen die Durchquerung des Geländes. Der Biergarten bleibt wie bisher zugänglich.
Die Deiche und sichtbaren Spundwandteile werden sich in das Landschafts- und Stadtbild einfügen.
Gewässerökologie
Die Gewässerlänge und Strukturvielfalt in der Pörbitscher Aue wurde deutlich erhöht. Schließlich ist dies der Weg, dem wandernde Fische und Gewässerlebewesen folgen. Am Schwimmbadwehr befindet sich eine Fischaufstiegsanlage.
Bauabschnitt 1 Flutmulde
Während beim Flutmuldenbau das Ziel ein gleichförmiger und geradliniger Flusslauf war, ermöglichte die Verbesserung des Hochwasserschutzes auch die Gestaltung eines abwechslungsreichen und naturnahen Gewässers. Der Freistaat Bayern brachte gemeinsam mit der Stadt Kulmbach die 1,5 km lange Flutmulde zwischen B85 und Berliner Brücke auf den neuesten Stand und gestaltete die Pörbitscher Au großzügig um.
Der flussab linksufrige Deich wurde entfernt, Hochwasser läuft nun entlang des Straßendamms der B289 ab. Ein ca. 700 m langer rechtsufriger Deichabschnitt wurde nach statischen Erfordernissen mit einer Stahlspundwand gesichert. Auf Seiten des Stadtteils Blaich wurden die Spundwände bis in den Sandstein eingebracht. Sie dienen der Untergrundabdichtung und der Gründung der Hochwasserschutzmauer. Hinter der Mauer unter dem Radweg verläuft eine Sickerleitung, die hoch anstehendes Grundwasser zum Pumpwerk ableitet, welches dieses direkt in die Flutmulde pumpt.
In einem zweiten rechtsufrigen Bereich wurde der Deich zurückverlegt um dem Hochwasser damit mehr Raum zu geben. Dadurch entstand in der Flutmulde 10,4 ha neuer Hochwasserrückhalteraum. Im letzten Abschnitt wird der Deich in Erdbauweise erhöht.
Entlang der Deiche sammeln Dränageleitungen das Niederschlagswasser leiten es ab. Im Hochwasserfall springt das Pumpwerk automatisch an und fördert bis 700 l/s Wasser in den Fluss.
Seit 2016 darf das Wasser des Weißen Mains nun im neu gestalteten Flusslauf durch die Pörbitscher Au mäandrieren. Zum einen wird der Main dadurch erlebbarer, zum anderen entsteht eine Vielzahl an neuen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen.
Im Frühsommer 2018 wurden in das neue Gewässer sog. Faschinen, Totholz und Buhnen eingebaut, um neue vielfältige Habitate zu schaffen.
Die im nächsten Schritt anstehenden Bauarbeiten beginnen am derzeitigen, vorläufigen Ende der Hochwasserschutzmauer im Bereich des Umspannwerkes und führen entlang der B289 und der Hofer Straße bis in den Bereich des Tennisplatzes.Neben der Erhöhung des Deiches an der Flutmulde muss auch die Verrohrung des Purbaches entlang und im Bereich der Hofer Straße deutlich vergrößert werden. Während im Bereich des Purbachs von der Stadt Kulmbach gebaut wird, errichten die Stadtwerke Kulmbach Hochwasserpumpen am bestehenden Stauraumkanal "Ängerlein".
Der Bauabschnitt wurde 2018 fertiggestellt.
Bauabschnitt 2 Purbach
Im zweiten Bauabschnitt erfolgte der Lückenschluss zwischen Umspannwerk und B 289. Dazu wurde die Hochwasserschutzlinie durch Errichtung einer Betonmauer auf Stahlspundwand geschlossen.
Außerdem erfolgte der Bau eines Rechteckrahmengerinnes für den Rückstaubereich des Weißen Mains in den Purbach. Damit ist ein wesentlicher Baustein des Gesamtprojekts abgeschlossen und der Stadtteil Blaich wird fortan vor dem Hochwasser des Weißen Mains geschützt.
Der Bauabschnitt wurde 2020 fertiggestellt.
Bauabschnitt 3 Abfanggraben
Im laufenden Bauabschnitt wird am Pörbitscher Hang oberhalb des Stadtteiles Blaich ein ca. 600 m langer Abfanggraben errichtet. Dieser soll bei Starkniederschlägen das oberflächlich abfließende Hangwasser sammeln und über einen Ableitungskanal in der Sandstr. und einen offenen Graben dem Weißen Main zuführen.
Dieser Abschnitt wird gerade gebaut und soll bis 2025 abgeschlossen werden.
Baukosten für den Hochwasserschutz "Blaich"
- Voraussichtliche Baukosten für den Hochwasserschutz im Stadtteil "Blaich": 17 Mio Euro
- Beteiligungsleistung der Stadt Kulmbach: 1,1 Mio. Euro
- Dieses Projekt wird durch das EFRE-Förderprogramm der EU unterstützt
Geschützte Fläche und Arbeitsplätze im Stadtteil "Blaich"
- Geschützte Arbeitsplätze: 92
- Geschützte Fläche: 7,8 ha
Kofinzierung im Rahmen der "Europäischen Union"
Hochwasserschutz am Mühlkanal
Um das Stadtgebiet Kulmbach vor Hochwasser zu schützen, wurde in den 1930er Jahren eine Flutmulde für den Weißen Main errichtet. Ein Mühlkanal durchquert die Innenstadt. Er gehört ebenso wie der Weiße Main im Bereich der Flutmulde zu den Gewässern I. Ordnung, für die der Freistaat die Bau- und Unterhaltungslast trägt. Das Wehr am Schwimmbad sorgt dafür, dass nur eine bestimmte Menge an Wasser durch den Mühlkanal fließen kann (nicht mehr als 5 m3/s).
Vor Bau der Maßnahme bestand bei einem mittleren Hochwasser die Gefahr von Überschwemmungen entlang des Mühlkanals. Auch die Standfestigkeit der alten Deiche und deren Höhe waren nicht ausreichend.
Für die notwendigen Baumaßnahmen stellte deshalb das Wasserwirtschaftsamt Hof im Jahr 2013 eine Planung auf. 2014 wurde das zugehörige Wasserrechtsverfahren am Landratsamt Kulmbach abgeschlossen. Ab dem Jahr 2016 konnte das Projekt durch das Wasserwirtschaftsamt Hof umgesetzt werden.
Durchgeführte Maßnahmen
Es wurden rund 400 m Deich rückverlegt oder erhöht. Auf einer Strecke von ca. 500 m wurde eine Ufermauer gebaut. Dadurch ist Kulmbach in diesem Bereich für ein 100 jährliches Hochwasser gerüstet (HQ100 – Hochwasserabfluss der statistisch einmal in 100 Jahren auftritt). Die Deiche und Ufermauern wurden durch Vor- und Rücksprünge sowie den Einsatz von Sichtbeton und Strukturschalung optisch in das vorhandene Stadtbild integriert.
Der Baubeginn war am 27. März 2017 und wurde von TV Oberfranken dokumentiert.
Durch die beengten Platzverhältnisse war eine gleichzeitige Verbesserung der ökologischen Situation am Mühlkanal leider nicht möglich.
Deshalb wurde im Bereich des Roten Mains zwischen Katschenreuth und Donnersreuth eine ökologische Ersatzmaßnahme zur Verbesserung der Lebenssituation von wiesenbrütenden Vögeln durchgeführt. Hierzu wurden Uferversteinungen zurückgebaut, verlandete Altwasserbereiche und Gräben geräumt sowie Ergänzungspflanzungen im Auwald und am Ufergehölzsaum vorgenommen.
Einen „Kantenhocker“ der besonderen Art enthüllte Staatsminister Glauber zum Bauabschluss gemeinsam mit der Regierungspräsidentin von Oberfranken Heidrun Piewernetz, der Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Gabriele Merz, dem Landrat Hans-Peter Söllner und dem Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm: auf der Hochwasserschutzmauer sitzt nun ein Angler aus Edelstahl, dessen Entwurf und Ausführung von den Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes Hof stammt.
Baukosten
Die Gesamtkosten für die Verbesserung des Hochwasserschutzes am Mühlkanal Kulmbach betrugen rund 4 Mio. €. Kostenträger waren der Freistaat Bayern und die Stadt Kulmbach. Das Projekt wurde von der Europäischen Union kofinanziert
Kofinzierung im Rahmen der "Europäischen Union"
Hochwasserschutz Petzmannsberg
Da bei einem Hochwasser der Dobrach das Baugebiet Petzmannsberg teilweise überflutet wird, ist derzeit ein Hochwasserschutz für diesen Ortsteil in Planung. Ähnlich wie beim bereits umgesetzten Stauraumkanal des Purbachs besteht an der Dobrach einerseits Überflutungsgefahr durch den Rückstau des Weißen Mains bis zur Burghaiger Straße und andererseits durch die Dobrach selbst. Daher wird der Hochwasserschutz im Rückstaubereich durch das Wasserwirtschaftsamt Hof und der oberhalb liegende Bereich durch die Stadt Kulmbach geplant und baulich umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang plant das Wasserwirtschaftsamt auch eine Erhöhung des bestehenden Deichs entlang des Weißen Mains parallel zur Burghaiger Straße, sowie einen Deichrückbau entlang der B289, um dem Wasser mehr Raum zu geben. Zwischen Burghaiger Straße und Weißen Main ist aufgrund der beengten Platzverhältnisse die Errichtung einer Hochwasserschutzmauer angedacht.
Hochwasserschutz an kleineren Gewässern
Auch an anderen kleineren Gewässern in Kulmbach können Hochwasser auftreten. Die Stadt Kulmbach plant daher zahlreiche Hochwasserschutzmaßnahmen und Maßnahmen zur Verbesserung des Abflusses z. B. für den Dürrebach oder den Kinzelsbach.