Hochwasserschutz Bayreuth
Der Rote Main verursachte schon immer Hochwasserschäden in der Bayreuther Innenstadt, 1909 reichte das Wasser bis zum Bahnhof. Ab 1915 wurde der Fluss deshalb begradigt und mit einem als Trapezprofil zu einem Hochwassergerinne umgestaltet. Außerdem durchquert ein historischer Mühlkanal die Stadt, der in den 1970er Jahren größtenteils verrohrt wurde. Die beiden Profile können rd. 90 m3/s Wasser gefahrlos ableiten. Bei höheren Abflüssen besteht Überflutungsgefahr.
Zuletzt kam es im Januar 1995 zu Überflutungen im Stadtgebiet. Damals hatte das Hochwasser eine 15-jährliche Wiederkehrswahrscheinlichkeit. Seitdem ist kein größeres Hochwasser mehr aufgetreten
Ein zusätzliches Problem ist in den Wintermonaten die Eisbildung im Profil des Roten Mains und im Mühlkanal. Das Eis verdrängt Abflussvolumen und kann zusätzlichen Aufstau vor Brücken verursachen. Deshalb muss es beseitigt werden.
Wesentliches Element des Hochwasserschutzes ist es, das Hochwasser in der Flussaue vor der Stadt zurückzuhalten und den Hochwasserabfluss steuerbar zu machen. Ein Hochwasserschutz für Bayreuth kann nur durch das Zusammenspiel mehrerer Hochwasserrückhaltebecken erreicht werden.
Mit dem Neubau der so genannten Einschöpfung in der Wilhelminenaue ist das erste Becken in Betrieb. Diese Schutzanlage kann zwar eine Hochwasserspitze „kappen“, bietet aber noch keinen ausreichenden Schutz.
Im Juli 2020 begann deshalb die Planung für das nächste Becken des Beckensystems, das als "HRB Bauernhöfen" bezeichnet wird. Die Anlage soll am Roten Main als gesteuertes Trockenbecken im Hauptschluss gebaut werden.
Einschöpfung am Roten Main
Ab Dezember 2008 konnte der Neubau des Wehres im Bereich der heutigen Wilhelminenaue und die Errichtung des daran angepassten Hochwasserrückhaltebeckens, der so genannten Einschöpfung, begonnen werden.
Das neue Wehr gliedert sich in die 4,5 m breite Ausleitung des Mühlkanals, in eine 14 m breite Wehröffnung mit Schütz und aufgesetzter Stauklappe und in eine 14 m breite, fast vier Meter hohe Stauklappe.
Die Gewässerdurchgängigkeit wird durch das geöffnete mittige Wehrfeld gewährleistet, unter dem eine raue Rampe ausgebildet wurde. Wo sich das frühere Wehr befand, wurde eine Sohlrampe mit Niedrigwasserführung errichtet. Der Einlauf zum historischen Mühlkanal wurde verlängert und im Rahmen der beengten Platzverhältnisse naturnah gestaltet.
Das Hochwasserrückhaltebecken befindet sich beidseitig des Roten Mains und gewährleistet den Rückhalt von 780.000 m3 Wasser. Die beiden Dammabschnitte können unbeschadet überströmt werden. Als Trockenbecken ist das Areal nur bei Hochwasser überstaut und kann im Normalfall genutzt werden. Für die Bayerische Landesgartenschau wurde das ganze Areal umgestaltet.
Mit Hilfe automatischer Pegel wird das Wehr so gesteuert, dass ein schadloser Abfluss von 90 m3/s passieren kann und alles andere Wasser zurückgehalten wird.
Der Rote Main ist ein Gewässer 2. Ordnung. Die beschriebenen Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgten in Trägerschaft des Bezirkes Oberfranken.Für Unterhalts- und Ausbaumaßnahmen nach 2009 ist nunmehr der Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Hof, zuständig.
Hydrologische Daten
Der Rote Main hat an der Staustelle ein Einzugsgebiet von 263 km2.
- Mittlerer Abfluss: 3,08 m3/s
- Hochwasser mit jährlicher Wiederkehrswahrscheinlichkeit: ca. 50 m3/s
- Hochwasser mit 100-jährlicher Wiederkehrswahrscheinlichkeit: ca. 150 m3/s
Finanzierung
Die Kosten betrugen rund 10 Millionen Euro.
- 25 % Kostenübernahme durch den Bezirk Oberfranken
- 25 % Kostenübernahme durch die Stadt Bayreuth
- 50 % Förderung durch den Freistaat Bayern
Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Bauernhöfen
Das HRB Bauernhöfen ist ein Teil des Beckensystems mit mehreren Rückhaltestandorten am Roten Main und seiner Seitenzuflüsse für den Hochwasserschutz der Stadt Bayreuth. Es ist als Trockenbecken konzipiert. Bei einem Hochwasserereignis wird sich die Staufläche parallel zur Bahnlinie Weiden - Neuenmarkt zwischen Aichig und Neunkirchen am Main ausdehnen.
Die maximale Einstauhöhe soll im Bereich von 357,0 müNN liegen. Die Dammhöhe wird somit ca. 6,5 m über dem Talgrund betragen, so dass mit einem maximalen Speicherinhalt von ca. 840.000 m3 gerechnet werden kann.
Talgrund des Roten Mains im Bereich Bauernhöfen
Kofinanzierung
Mit Mitteln aus dem Sonderrahmenplan "Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes" der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur Umsetzung des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP)