Altlast Chemische Fabrik Marktredwitz

Bis 1985 wurden in der Chemischen Fabrik in Marktredwitz quecksilberhaltige Chemikalien und Produkte, unter anderem Saatgutbeizen, hergestellt. Nach dem Verbot von Saatgutbeizen auf Quecksilberbasis in den 1970er Jahren wurden auf dem Fabrikgelände quecksilberhaltige Abfälle eingelagert. Die damit einhergehende Kontamination der Flüsse Kössein und Röslau, deren Überschwemmungsbereiche sowie des auf tschechischer Seite angrenzenden Stausees Skalka hat zu massiven und nachhaltigen Umweltschäden geführt.

Quecksilber gilt als Schwermetall mit starker Akkumulationstendenz. Sowohl durch dauerhaften Kontakt mit der Chemikalie als auch durch den Verzehr von quecksilberbelasteten Organismen kann sich diese im menschlichen Körper anreichern und zu Erkrankungen, zum Beispiel der Minamatakrankheit, führen. Durch mikrobielle Abbauprozesse können quecksilberhaltige Verbindungen über das Plankton ins Nahrungsnetz gelangen und sich durch den Verzehr aquatischer Organismen in dem menschlichen Körper anreichern (Fellenberg 2013).

Aufgrund fehlerhafter und unzureichender Sicherheitsmaßnahmen gelangten sowohl durch die gelagerten Abfälle als auch durch unvollständig geklärte Abwässer quecksilberhaltige Verbindungen im Bereich der Chemischen Fabrik Marktredwitz in die Umwelt (Cfm o.J.). Die auf dem Betriebsgelände unsachgemäß abgelagerten Altlasten führten zu einer Kontamination der Böden in weiten Teilen des Marktredwitzer Stadtgebiets (Pedall et al. 2011). Bis 1939 wurden Betriebsabwässer ungereinigt in die angrenzende Kössein abgegeben. Bis zur Schließung des Betriebs 1985 wurden die behördlich festgelegten Grenzwerte regelmäßig überschritten (Pedall et al. 2011). Die damit einhergehende Kontamination der Flüsse Kössein und Röslau, deren Überschwemmungsbereiche sowie des auf tschechischer Seite angrenzenden Stausees Skalka kann als einer der größten europäischen Umweltskandale jüngerer Zeit gelten (Spiegel 1988).

Die in den 1990er Jahren begonnenen Sanierungsbemühungen dauern bis heute an und lagen 1996 bereits bei 90 Mio. € (Pedall et al. 2011).

Die erfolgten Sanierungsmaßnahmen zeigen eine positive Wirkung: die Fließgewässer weisen heute durchweg niedrigste Belastungen an gelöstem Quecksilber auf (Pedall et al. 2011). Im Zuge von Hochwasserereignissen werden dennoch größere in den Auensedimenten festgelegte Quecksilbermengen durch Ufererosion mobilisiert.

Aus diesem Grund sind weitere Sicherungsarbeiten an den Gewässern notwendig und wichtig.

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https://www.nordbayern.de/region/nuernberg/giftiger-mull-lagerte-uberall-1.515098