Gemeinsame Schmutzfrachtberechung

Am 12. Dezember 2016 unterzeichneten die 14 Kommunen, deren Abwasser der Abwasserverband Saale reinigt, eine gemeinsame Vereinbarung mit dem Abwasserverband, dem Landratsamt Hof und dem Wasserwirtschaftsamt Hof. Für das Einzugsgebiet der Kläranlage wird nunmehr unter Regie des Abwasserverbandes eine gemeinsame Schmutzfrachtberechnung erfolgen.

Das ist eine komplexe wasserwirtschaftliche Methode, die auf der jährlichen Summe der or-ganischen Abwasserinhaltsstoffe des gesamten Systems basiert. Davon werden einerseits die Leistungsfähigkeit der Kläranlage und andererseits das Aufnahmevermögen der Sächsischen Saale für Mischwassereinleitungen abgezogen. Was übrig bleibt, muss im Kanalnetz zurückgehalten werden, um den Gewässerschutz sicher zu stellen.

In den Städten und Gemeinden liegt überwiegend Mischkanalisation vor, bei der Schmutz-wasser gemeinsam mit Niederschlagswasser zur Kläranlage geleitet wird. Bei Regen- oder Tauwetter steigt deshalb die Abwassermenge bis auf das 500-fache des sogenannten Tro-ckenwetterabflusses an. Auf derartige Abflüsse kann weder ein Kanalsystem noch eine Kläranlage wirtschaftlich bemessen werden, deshalb verfügt jede Mischkanalisation über Entlastungsmöglichkeiten. Zum Schutz des Gewässers müssen jedoch Entlastungs-mengen und Frachten begrenzt werden. Um Mischwasser zurückzuhalten und vor einer Entlastung noch vorzureinigen, müssen entsprechende Becken oder Stauraumkanäle betrieben werden.

Im Einzugsgebiet der Kläranlage Hof besitzen die Städte und Gemeinden rund 150 Misch-wasserentlastungen, davon sind über die Hälfte mit Becken oder Stauraumkanälen aus-gestattet. Bevor nicht der Schutz des Gewässers sichergestellt ist, können die Behörden dafür keine langfristigen wasserrechtlichen Genehmigungen erteilen.
Jede der 14 Kommunen ist derzeit in der Bringepflicht von Genehmigungsunterlagen für Mischwassereinleitungen. Mit der gemeinsamen Schmutzfrachtberechnung werden die Unterlagen nun auf einem einheitlichen fachlichen Niveau und kostengünstiger erstellt, als wenn jede Kommune einen Einzelauftrag an ein Ingenieurbüro erteilt hätte.
Außerdem ist es dann möglich, die Mischwassereinleitungen einer Kommune in nur einem wasserrechtlichen Bescheid zusammenzufassen. Das verbessert die Übersichtlichkeit und senkt Verwaltungskosten.
Das gemeinsame Vorgehen hat noch einen gewaltigen Vorteil: sämtliche Abwasserkanäle und angeschlossenen Bauwerke werden digital erfasst und miteinander rechnerisch über-prüft. Nur so können die maximalen Rückhaltekapazitäten im Abwassernetz berücksichtigt werden.
Bei der vereinfachten Betrachtung jeder Kommune einzeln wäre das nicht möglich.
Nunmehr zählt das Gesamtsystem und falls weitere Becken oder Stauraumkanäle zum Rückhalt und zur Vorreinigung von Mischwasser erforderlich sind, kann deren Standort un-abhängig von der kommunalen Zuständigkeit nach fachlichen und wirtschaftlichen Kriterien optimiert werden.
Die Investitionskosten für wenige große Bauwerke liegen immer deutlich unter denen für zahlreiche kleine Bauwerke. Für eine verursacherbezogene anteilige Finanzierung werden dann Regelungen zu treffen sein.

In manchen Städten und Gemeinden sind vor dem Beginn der Schmutzfrachtberechnung noch Kanalnetzdaten zu erheben. Die gemeinsame Auftragsvergabe sichert auch dabei ein einheitliches fachliches Niveau und eine kostengünstige Erledigung.

Die anfangs genannte Vereinbarung hält unter Anderem die Grundsätze der Zusammenar-beit und der finanziellen Abwicklung fest. Die Vereinbarung war im Vorfeld von allen Teil-nehmern konstruktiv diskutiert und bearbeitet worden. Der Abwasserverband Saale wird auf Grundlage der Vereinbarung die Federführung für die gemeinsame Schmutzfracht-berechnung übernehmen.

Der Abwasserverband Saale und seine sieben Mitgliedskommunen sowie deren sieben Gasteinleiter beteiligen sich seit April 2015 an dem vom Wasserwirtschaftsamt Hof koordi-nierten Projekt "Demografiebedingte Strukturanpassung in der Abwasserentsorgung – Her-ausforderungen und Möglichkeiten im Bereich des Abwasserverbands Saale". Es wird vom bayerischen Umweltministerium gefördert und hat einen fachlichen und organisatorischen Informations- und Optimierungsprozess zum Ziel. Erkenntnisse sollen veröffentlicht werden und allen bayerischen Kommunen zu Gute kommen.
Eine wertvolle Unterstützung im Projekt sind Professor Manfred Miosga von der Universität Bayreuth als Moderator und Professor Wolfgang Günthert von der Universität der Bundes-wehr Neubiberg als Abwasserexperte.

Dass am 12. Dezember 2016 alle Beteiligten die Vereinbarung über die gemeinsame Schmutzfrachtberechnung unterzeichnet haben, ist ein Meilenstein im Projekt. Erstmals waren auch die Gasteinleiter in die Entscheidung direkt eingebunden. Was wegen der Einheit des Kanalnetzes notwendig ist und selbstverständlich erscheint, stellt im Umgang mit den Abwasserinfrastrukturen einen Fortschritt und zukunftsweisenden Mehrwert dar. Funktionie-rende Wasserinfrastrukturen sind das Rückgrat der Daseinsvorsorge für alle beteiligten Gemeinden.

Unterschreiben der Vereinbarung - Bild 2 Bild vergrössern Jede Ausfertigung der Vereinbarung wurde mit 17 Unterschriften bestätigt.
Unterschreiben der Vereinbarung - Bild 4 Bild vergrössern Jede Ausfertigung der Vereinbarung wurde mit 17 Unterschriften bestätigt.