Hochwasserschutz Schwarzenbach an der Saale

Überblick

Die Sächsische Saale, zweitgrößter Nebenfluss der Elbe, entspringt im Fichtelgebirge im Amtsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Hof. Ihre Hochwasser verursachten im Landkreis Hof in den letzten Jahren verstärkt Schäden in Siedlungsgebieten und an industriellen Anlagen. So waren mehrere an der Saale gelegene Städte, wie Hof, Schwarzenbach und der Markt Oberkotzau an Abhilfe interessiert und wandten sich an das Hofer Wasserwirtschaftsamt. In den genannten Gemeinden ist die Sächsische Saale ein Gewässer I. Ordnung. Ausbau und Unterhalt leistet damit der Freistaat Bayern.

Beispielhaft sollen hier die Hochwasserschutzmaßnahmen in der Stadt Schwarzenbach vorgestellt werden. Das Leistungsvermögen der Saale entsprach im Ortskern von Schwarzenbach mit 15 m3/ s etwa einem HQ 2. Die Hochwasser der letzten Jahre brachten jedoch höhere Abflüsse mit sich: 1995 im Januar 58 m3/s, 2002 im Februar 60 m3/s und 2003 im Januar 53 m3/s. Im Stadtgebiet hinterließen die Überschwemmungen erhebliche Schäden an Gebäuden und Verkehrswegen sowie Industriebetrieben, die traditionsgemäß an der Saale angesiedelt sind

Bauabschnitte der Hochwasserschutzmaßnahmen Bild vergrössern Bauabschnitte der Hochwasserschutzmaßnahmen

Im Jahr 1996 beantragte die Stadt deshalb beim Wasserwirtschaftsamt Hof Schutzmaßnahmen gegen hundertjährliche Hochwasser, deren Abfluss 85 m3/s entspricht. Bei ersten Abstimmungen kam die zeitgleich laufende Überplanung des städtischen Abwassernetzes zur Sprache. Dort erwies sich z. B. die Errichtung von Regenüberlaufbecken wegen des beengten Platzes und des geringen Gefälles als problematisch. Alle Beteiligten vereinbarten eine enge Zusammenarbeit bei der Planung und beim Bau, um die besten Lösungen zu finden und Kosten zu sparen.

Neben dem Hochwasserschutz legte das Wasserwirtschaftsamt in der Planung größten Wert auf die Einbindung der Bauwerke in das Orts- und Landschaftsbild, auf die Erschließung der Flussaue für die Öffentlichkeit und auf die Verbesserung der Gewässerökologie.

Der kaum zugängliche Fluss wurde bis dahin nicht als Bereicherung der Stadt wahrgenommen. In den offenen Planungsprozess wurden seit 1998 die Bürger und Vereine intensiv einbezogen. Ein gegenseitiges Verständnis und Vertrauen bildete sich heraus, so übernahmen z. B. die Anwohner im Sommer die Bewässerung frisch gepflanzter Gehölze.

Heute sind fünf der sechs Bauabschnitte errichtet. Ende 2007 soll alles fertig gestellt sein.

Die mit der Stadtentwässerung abgestimmte Planung ermöglichte eine Baukostenreduzierung von 500.000 Euro, da u. a. kombinierte Bauwerke entstanden und Baufirmen gemeinsam beauftragt wurden.

Technische Ausführung

Innerorts konnte aufgrund beengter Verhältnisse der Hochwasserschutz nur durch Mauern erreicht werden. Alte Ufermauern wurden abgerissen und durch Stahlbetonmauern mit einer Untergrundabdichtung, zum Großteil Stahlspundwände, ersetzt. Die Zugänge zum Gewässer werden im Hochwasserfall mit Dammbalken verschlossen. Die Binnenentwässerung erfolgt über luftseitig an den Mauern angeordnete Dränleitungen. Am Stadtrand und in weniger beengten Bereichen der Innenstadt schließen sich Deiche an die Hochwasserschutzmauern an, die in hochwasserfreiem Gelände enden. Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz wurden in sechs Bauabschnitte gegliedert.

Bauabschnitt 1

Hier wurde eine Hochwasserschutzmauer errichtet, die teilweise mit einem Stauraumkanal kombiniert ist. Der von der Stadt Schwarzenbach finanzierte und zum Rückhalt von Abwasser betriebene Kanal dient als Fundament und Untergrundabdichtung auf 150 m Länge. Er ist wie auch die Binnenentwässerung über einen Düker mit dem Pumpwerk verbunden.

Bauabschnitt 2

Als Gemeinschaftsprojekt zur Binnenentwässerung und Entlastung der städtischen Regenrückhalteanlagen im Hochwasserfall wurde ein Pumpwerk errichtet. Die Binnenentwässerung umfasst den Stadtkern von Schwarzenbach und erreicht einen Abfluss bis 2 m3s. Aus dem Abwassernetz kommt ein Abfluss bis 2,1 m3/s hinzu. Im Pumpwerk sind fünf Tauchmotorpumpen mit je 800 l/s Pumpleistung installiert - für oberfränkische Verhältnisse eine gewaltige Anlage. Für Notfallsituationen wurde Platz für zwei weitere Pumpen frei gehalten. Die fünf Auslässe des Pumpwerkes sind mit Froschklappen geschützt. Bei gewöhnlicher Wasserführung der Sächsischen Saale entlasten die Binnenentwässerung wie auch die Stauraumkanäle in freier Vorflut.

Der Stauraumkanal wird als Fundament genutzt. Bild vergrössern Der Stauraumkanal wird als Fundament der Hochwasserschutzmauer genutzt.

Bauabschnitt 3

Oberhalb der Straßenbrücke wurden auf beiden Flussseiten Hochwasserschutzmauern und -deiche errichtet. Nach einem Abwägungsprozess in der Stadt Schwarzenbach wurden die ungenutzte Wasserkraftanlage und die desolaten Gebäude auf der Hellersinsel abgerissen. Der als Gewässerbiotop wichtige Mühlgraben wurde teilweise verlegt. Auf der nun freien Mühlgrabentrasse wurden die Hochwasserschutzanlagen errichtet. Ein Teil der Hellersinsel ist öffentlich zugänglich und z. B. für kulturelle Veranstaltungen nutzbar, während der andere Inselteil der natürlichen Entwicklung überlassen bleibt. Da die Hellersinsel nun Überschwemmungsgebiet ist, konnte sogar innerörtlicher Retentionsraum gewonnen werden. In die Baumaßnahmen wurde auch die Neuverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen unter städtischer Trägerschaft integriert.

Bauabschnitt 4

Hier wurden ein Deich und eine Hochwasserschutzmauer errichtet. Auf einem 120 m langen Abschnitt befindet sich die Mauer auf dem linksufrigen Stauraumkanal. Auch hier wurde die Neuverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen unter städtischer Trägerschaft integriert.

Bauabschnitt 5

Der innerstädtisch interessante Bereich erhielt eine Hochwasserschutzmauer auf der Trasse der alten Ufermauer. An der Wehranlage wurde ein Gewässerzugang geschaffen, der über einen wasserseitig angelegten Unterhaltungsweg mit der neu gestalteten Furt verbunden ist. Die Straßenoberflächen entlang der Schutzanlagen wurden einem städtebaulichen Konzept entsprechend gestaltet. In die Baumaßnahmen wurde auch die Neuverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen unter städtischer Trägerschaft integriert.

Bauabschnitt 6

Die Planung sieht aufgrund der beengten Verhältnisse eine durchgehende Hochwasserschutzmauer vor. Am Rathaushof wird sie durch eine Aussichtsplattform belebt. Der Mühlgraben einer aktiven Wasserkraftanlage soll ober- und unterwasserseitig in die Schutzanlagen integriert und mit automatisch schließenden Schützen für den Hochwasserfall versehen werden.

Finanzierung

Das Vorhaben wird vom Freistaat Bayern zusammen mit der Europäischen Union (Förderprogramm EFRE,
Ziel 2) finanziert. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen einschließlich Grunderwerb 6,4 Mio Euro. Die Stadt Schwarzenbach beteiligt sich mit 35 % an den Bauvorhaben.

Flusslandschaft und Stadtbild

Zur naturnahen Gestaltung des Flussbettes wurde das mit Granitplatten befestigte Trapezgerinne im Stadtbereich aufgelöst. Die Böschungen der Deiche wurden mit wechselnden Neigungen ausgeführt, deren standortgerechte Ufer- und Vorlandbepflanzung eine wesentliche Erweiterung der aquatischen, amphibischen und terrestrischen Artenvielfalt ermöglichen. Die Gewässerdurchgängigkeit wird durch Umgehungsgerinne bzw. eine Tierwanderhilfe hergestellt. Zur Anpassung an das Ortsbild erhielten die Stahlbetonmauern in öffentlichen Bereichen eine Verblendung aus regionalen Natursteinen. Weniger einsehbare Bereiche wurden sandgestrahlt bzw. steinmetzmäßig bearbeitet. Die Granitplatten der ehemaligen Ufersicherung wurden zum Wegebau verwendet. Zum Gewässerunterhalt angelegte Wege und Zugänge sind mit den städtischen Fußwegen verbunden und von verschiedenen Orten zugänglich.

Die Furt nachher Bild vergrössern Die Furt mit Hochwasserschutzmauern nach der Baumaßnahme

Die Stadt Schwarzenbach hat entlang der Saale eine weitere Veränderung erlebt. Die Anlieger sanierten und verschönerten ihre Häuser und Gärten in sehr ansprechender Weise.

Erfreulich sind auch kulturelle Initiativen, die den neuen Stadtraum beleben. So überrascht der Kunstverein den Spaziergänger an verschiedenen Stellen mit Zitaten des Dichter Jean Paul. In dessen Werken sind vielfach autobiografische Erlebnisse in Schwarzenbach und anderen Orten entlang der Saale enthalten. Im Rahmen der Schwarzenbacher Initiative "Fisch-flut" hat das Wasserwirtschaftsamt Hof die Patenschaft für das Kunstobjekt "Schutzwal" übernommen, das von den Hochwasserschutzmaßnahmen kündet.

Anlässlich des fertig gestellten fünften Bauabschnittes wurde im März 2006 der „Schutzwal“ feierlich vom bayerischen Umweltminister enthüllt.

Projektabschlussfeier

Am 5. September 2008 wurde das große Hochwasserschutzprojekt in Schwarzenbach an der Saale feierlich abgeschlossen. Die Festansprache hielt Dr. Marcel Huber, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Gemeinsam mit dem Schwarzenbacher Bürgermeister Alexander Eberl setzte er den obersten Dammbalken an einem Mauerdurchlass. Die Hochwasserschutzanlagen erhielten eine ökumenische Weihe.

Dr. Marcel Huber und Bürgermeister Alexander Eberl Bild vergrössern Dr. Marcel Huber und Bürgermeister Alexander Eberl setzen obersten Dammbalken
Blick flussaufwärts in Richtung Insel Bild vergrössern "Blick flussaufwärts in Richtung Insel